Zur Vertiefung: Gedanken zur Kommunion

Welches Bild wird in Ihnen wach, wenn Sie das Wort Kommunion hören?


Viele werden sich sofort an ihre "Erstkommunion" erinnern, an Mädchen in weißen Kleidern mit Kränzchen auf dem Kopf, Jungs in dunklen Anzügen und alle mit einer schön gestalteten Kerze in der Hand. Nach einer Zeit der Vorbereitung treten sie mit großer Erwartung zum ersten Mal an den Tisch des Herrn, das heißt: sie dürfen in der Eucharistiefeier den Leib des Herrn – die Kommunion – empfangen. Es ist ein besonderer Tag, an dem im Kreis der Familie, Verwandten und Bekannten auch ein festliches Mahl gehalten wird.


In diesem Bild kommt etwas vom Wesenskern der Kommunion zum Ausdruck. Kommunion heißt: Gemeinschaftsmahl. Schauen wir in die Heilige Schrift, so lesen wir dort an vielen Stellen von Gastmählern, die Jesus mit Menschen unterschiedlichen Standes gefeiert hat.


Das bedeutendste Mahl, das er mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Tod gehalten hat, ist das Abendmahl, das Vorausbild dazu das jüdische Paschamahl. Dieses wird vom Volk Israel noch heute gefeiert zur Erinnerung an seine Befreiung aus dem Frondienst Ägyptens durch die Hand Gottes. Beim letzten Abendmahl hat sich Jesus seinen Jüngern ganz geschenkt durch seinen Leib und sein Blut – sichtbar in den schlichten Zeichen von Brot und Wein, und er gab ihnen den Auftrag: "Tut dies zu meinem Gedächtnis", wie wir es in 1 Kor 11,24-25 lesen. Gemeinsam Mahl halten verbindet untereinander, aber auch mit dem, der zum Mahl einlädt, dem Gastgeber. So verbindet auch der Empfang der Kommunion alle mit dem göttlichen Gastgeber und mit allen, die daran teilnehmen.


Hat uns der Evangelist Johannes doch die Worte überliefert, die Jesus selbst gesagt hat: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm"(Joh 6,56).


Wir alle kennen die Erfahrung, wenn ich einen Menschen liebe, möchte ich alles mit ihm teilen, möchte ich ganz eins werden mit ihm. Kommunion ist Einswerdung mit Christus. Was sich beim Empfang dieses unscheinbaren Brotes wirklich vollzieht, lässt sich nicht in Worten aussagen.


Eines aber ist sehr wichtig: wir nehmen nicht nur "etwas" – ein Stückchen Brot -, sondern wir nehmen eine "Person" – Jesus Christus – in uns auf. Wie der Körper durch die leibliche Speise aufgebaut und gestärkt wird, so ist die Kommunion Nahrung für unser geistliches Leben, ganz besonders auch dann, wenn wir müde und mutlos geworden sind, in unserem Leben, keine Perspektiven mehr sehen; dann kann diese geistliche Nahrung uns helfen, an Leib und Seele zu gesunden.


Sagt Jesus doch selbst bei einem Gastmahl mit Leuten, die von anderen ausgegrenzt wurden: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken"(Mt 9,12).


Die Sichtweise des Kommunionempfangs war nicht zu allen Zeiten gleich. Während sich die Christen der ersten Jahrhunderte zum sogenannten Brotbrechen versammelten, um dieses Brot dann auch zu essen, also zu kommunizieren, nahm der Kommunionempfang ab dem 4. Jahrhundert sehr ab, nicht weil die Wertschätzung für dieses eucharistische Geschenk zurückging, sondern aus zunehmender Scheu und Ehrfurcht. Die Menschen fühlten sich unwürdig, den Leib des Herrn zu empfangen. Die Ursache dafür lag wohl in einer Veränderung vom schlichten eucharistischen Mahl zu einer Gestaltung, die eher einem festlichen Königsmahl glich als einer Feier, zu der jeder geladen ist, wie es Jesus nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift gewollt hat. Im frühen Mittelalter wurde erwartet, dass die Gläubigen an den drei Hochfesten - Weihnachten, Ostern und Pfingsten – zum Tisch des Herrn gingen.


Das 4. Laterankonzil (1215) schrieb den Kommunionempfang dann nur noch für das Osterfest vor. Die Frömmigkeit dieser Zeit war mehr auf das Schauen ausgerichtet als auf das Kommunizieren, wodurch die eucharistische Anbetung in den Vordergrund rückte. Zur Zeit der Reformation kam es wieder zu einem häufigeren Kommunionempfang, aber erst 1905 wurde durch das Dekret Pius‘ X. über die tägliche Kommunion eine Wende herbeigeführt und es entstand die Praxis des sonntäglichen Kommunionempfangs. Auch der Empfang unter beiderlei Gestalten – Brot und Wein – ist im Laufe der Geschichte nicht gleich geblieben, ebenfalls die Art des Empfangens, ob Mund- oder Handkommunion.


Die Ursachen für eine Änderung sind vielfältig und können an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Nach dem II. Vatikanischen Konzil hat die Eucharistiefeier wieder mehr den Charakter eines gemeinsamen Mahles und so ist es fast selbstverständlich, dass ich das Geschenk, das mir bei diesem Mahl. "angeboten" wird, auch in Empfang nehme.


Kommunion: Vereinigung mit Christus und untereinander – was das wirklich heißt, werden wir erst erfahren, wenn unser Leben nicht mehr ausgespannt ist zwischen dem "Schon und Noch-nicht", sondern durch den Tod vom Glauben zum Schauen gelangt ist.


Text: Schwester M. Theresia Haupt

Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben