Vier 70 Jahre alte Wandbehänge aufgefunden

Mit der Räumung der Zentralrendantur kamen auf dem Dachboden vier alte Wandbehänge zum Vorschein. Küster Roland van Weegen wusste, dass sie seinerzeit in St. Pankratius gehangen haben, davor aber in St. Nicolai. Eine Frau aus dem Pfarreirat forschte im Marienstift: Mehrere Damen konnten sich erinnern, damals an den großen Textilstücken mitgearbeitet zu haben. Zwei sind nun in St.Nicolai seit dem Hochfest Mariä Himmelfahrt wieder ausgestellt. Die Schmerzen und die Krönung Mariens sind dort das Thema mit den Herzen, den sieben Schwertern und Blutstropfen sowie den sieben Kronen. Die Inschriften deuten mit einem Zitat aus dem Buch Ruth auf den Schmerz Marias und die Freude: „Da hast du mein Klagen verwandelt in Freude!“

Die mit der Paramenten-Gruppe Kalkar gefertigten Wandbehänge von Trude Dinnendahl-Benning aus dem Beginn der 1950er werden die feuchtigkeitsbedingt abblätternden Kalkwände hinter dem Sieben-Schmerzen-Altar verdeckt haben. Sie hingen auf den Seitenwänden rechts und links neben dem Sieben-Schmerzen-Altar und sind thematisch auf ihn bezogen. Sie haben eine gleiche Höhe von 3,05m in verschiedene Breiten. Der Stoff ist mit Kreuzstichtechnik gestickt, die Grundmuster sind überall gleich: Kleine und größere Kreuze bilden ein Netz aus Quadraten aus. Einzelne Flächen sind rötlich oder bräunlich ausgestickt, die Schriftbuchstaben aufgelegt und silberne Fäden, zu Schnecken gelegt, fixiert. Die sehr aufwändige Näharbeit ist mit einem Sackleinen hinterlegt und oben mit Schlaufen versehen. Die Beratung durch den LVR und das Bistum spricht von einem bemerkenswerten, siebzig Jahre alten Kunstgut, das so nur an wenigen Stellen erhalten ist. Im Pfarrarchiv findet sich ein Buch über das reiche Wirken der Paramenten- und Glaskünstlerin Trude Dinnendahl-Benning.

In der Pfarrchronik von Dechant Heinrich Draht, 1949-1969 Pfarrer von St. Nicolai, heißt es an zwei Stellen: „7. Januar 1951: Etwa 40 jüngere und ältere Damen unserer Gemeinde haben sich gemeldet, unter der Leitung der Künstlerin Trude Dinnendahl, Ringenberg, an einem Wandbehang für den Altar der Sieben Schmerzen in unserer Kirche zu arbeiten. Mehrere Gruppen treffen sich zu diesem Zweck fortan im Jugendheim am Marienstift.“ Später: „4. April 1952: Unter erfreulich großer Anteilnahme der Gemeinde konnte heute, am Fest der sieben Schmerzen Mariae, der von Trude Dinnendahl in Ringenberg entworfene Wandbehang seiner Bestimmung übergeben werden. Etwa 50 Frauen und Mädchen haben daran seit dem 8. Januar 1951 gearbeitet. Der Wert der Arbeit wird auf etwa 10 bis 12.000 DM geschätzt. Die Ausschmückung der Kapelle soll dazu beitragen, die in Kalkar seit unvordenklichen Zeiten bestehende Verehrung der sieben Schmerzen Mariae zu vertiefen und auch in der jüngsten Generation zu beheimaten.“

Übrigens: In St. Barnabas Niedermörmter hat die in der zweiten Lebenshälfte zur Glaskünstlerin und Paramenten-Designerin entwickelte Kunstschaffende Trude Dinnendahl-Benning sechs leuchtende schöne Fenster zur Schöpfung, Kreuzigung und zum Pfingstereignis geschaffen. Vielleicht werden die Wandbehänge dort nun ihren Platz auf der Orgelbühne finden.