02.10.1962 - 2022: Roland van Weegen - 60 Zeilen über einen Küster

Manchmal schaut er ganz verwegen, will sich viel und froh bewegen,

manchmal ist er sehr besinnlich, geht still betend deutlich in sich,

manchmal rennt er gar zu schnell noch, will so gut erledigen viel doch,

manchmal kann er lang erzählen, kennt so viel Tod, Tauf, Vermählung,

manchmal ist er gern gesellig, meist ist er viel zu gefällig …,

manchmal leitet er Gebete, nicht nur wenn wer sich verspätet,

manchmal muss er reparieren, Leute sollen hier nicht frieren,

manchmal macht er Mut den Kindern, hilft sehr gerne Ängste lindern,

manchmal er besucht die Kranken, betet, tröstet, was sie danken,

manchmal robbt er durch den Garten, Unkraut wild wächst, will nicht warten,

 

manchmal geht er Blumen stecken, kann mit wenig viel aushecken,

manchmal kommt die Weihnachtszeit, dreifach Krippenherrlichkeit,

manchmal Handwerker auftauchen, Anmelden meint man nicht zu brauchen,

manchmal muss er mit Anlagen Brandschutz, Diebstahl sich viel plagen,

manchmal Hausmeisterarbeiten hier und da gibt’s zu bestreiten,

manchmal sind Leut sehr verschieden, die zur Messe sind beschieden,

manchmal Gäste ihn ausfragen, er weiß jedem was zu sagen,

manchmal rät uns in der Pfarre er in seiner groß Erfahrung,

manchmal singt er im Duett mit der Irmgard, was sehr nett,

manchmal schleppt er Geld zur Kasse, rechnet ab das Bargeld klasse,

 

manchmal läuft er im Talare, dient zur Hochzeit und zur Bahre,

manchmal klimmt er aufs Gewölbe, Fahnen hängt er rote, gelbe,

manchmal drückt er alle Glocken, will noch mehr zur Kirche locken,

manchmal schaut er bis zum Keller: Heizung, Lüftung. Licht machts heller,

manchmal zündet er die Kerzen, deren Strahl erleuchtet Herzen,

manchmal putzt er Messingständer, dass sie glänzen, alle Ränder,

manchmal stellt er fertig Stühle, wenn im Chorraum kommen viele,

manchmal liest er Lesungsstellen, weiß die Bücher auszuwählen,

manchmal öffnet er die Türen morgens, die zum Kirchraum führen,

manchmal schließt er abends wieder, wenn die Welt sich legt bald nieder,

 

manchmal führt er Gäste, Fremde, zeigt die Schätze all behände,

manchmal pflegt er gleich vier Kirchen aus den Heilig-Geist-Bezirken,

manchmal rührt in vielen Schüsseln er mit seinen vielen Schlüsseln,

manchmal legt er schöne Sachen, kann Fronleichnam-Bilder machen,

manchmal klettert er auf Leitern, dies gemeinsam mit Mitstreitern,

manchmal klappt er die Altäre auf und zu, auch mal ganz schwere,

manchmal wäscht er weiße Sachen, muss mit Wäsche ganz viel machen,

manchmal pflegt er die Gewänder, hängt sie grade auf die Ständer,

manchmal sichtet er die Pläne, wer denn wann wo wirklich käme,

manchmal plant er die Lektoren und Kommunionhelfer zuvoren,

manchmal schneidet der die Palmen, steckt zu Erntedank mit Halmen,

manchmal stellt er die Figuren Rochus, Nikolaus auf die Fluren,

manchmal fegt er draußen Blätter, schiebt auch Schnee bei Winterwetter,

manchmal muss er die Spinnweben mit dem langen Stab wegfegen,

manchmal holt er aus den Schränken Altes, Neues fürs Gedenken,

manchmal hilft er Kirchenwächtern, oft geht’s zu auch mit Gelächtern,

manchmal hat er auch berichtet, was manch Mensch so angerichtet,

manchmal rennt er von zu Haus fünf Mal zu dem Kirchenhaus,

manchmal fährt er Blumen kaufen, muss mal hier, mal dahin laufen,

manchmal er die Lichtanlage schaltet passend für die Lage,

 

manchmal rollt er die Mülltonnen hin und her pünktlich, besonnen,

manchmal Streit gibt es zu schlichten, manchmal auch ein Lied zu dichten,

manchmal kommen restaurieren Leut vom Fach, auch zum Studieren,

manchmal Handwerker beraten, früh und spät sie ihn erwarten,

manchmal muss den Platz anweisen unser Küster manchen Kreisen,

manchmal gibt es Teamgespräche, was dafür, dagegen spräche,

manchmal sieht man ihn im Dunkeln spät allein noch drehn die Runden,

manchmal kommt er müd nach Hause, braucht vor Staub der Dusche Brause,

manchmal kann mit kleinen Sachen Leuten er groß Freude machen

manchmal denkt er gern zurück an Vergangnes und manch Glück …

 

Also:

Sechzig Mal ward hier besungen, was dem Küster ist gelungen.

Sechzig gute Wünsche wollen wir hier bringen aus dem Vollen.

Sechzig gute Jahre gingen, Gottes Segen gab Gelingen.

Sechzig Worte hier nicht sagen, was an Dank wir ihm antragen.

Sechzigfach wir Glückwunsch bringen: Roland bleib vor allen Dingen!

 

© 2022 Alois van Doornick

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