Wenn Edith Gochermann aus dem Haus kommt und den gepflegten Vorgarten entlang zur Straße geht, dann spiegelt sich in ihrem Gesicht noch immer eine Mischung aus Freude und Erstaunen wieder, sobald ihr Blick auf die kleine Kapelle fällt. 20 Jahre lang hatte die Landwirtin immer wieder von der Idee gesprochen, auf ihrem Hof eine Kapelle zu bauen. In den vergangen Monaten hat sie den Plan mit der Hilfe ihrer Familie, von Freunden und Handwerkern in die Tat umgesetzt. Am Pfingstsonntag ist die Kapelle am Mühlenberg in Appeldorn von Regionalbischof Rolf Lohmann geweiht worden.
Es waren damals keine einfachen Zeiten, als sie erstmals die Idee zum Bau einer Kapelle hatte, erinnert sich Edith Gochermann. Als im vergangenen Jahre ihre Tante, die auch auf dem Hof lebte, schwer erkrankte, stand für sie fest: „Jetzt fange ich an“. Die Grundsteinlegung erlebte die Tante noch mit, am Tag ihrer Beerdigung wurde das Dach auf die Kapelle gesetzt. Edith Gochermann zeigt auf eines der bunten Glasfenster aus der Werkstatt von Lucia Jacobs aus Kevelaer: „Darauf sind der Heilige Geist in Form einer Taube und ein Regenbogen zu sehen. Er ist eine Erinnerung an meine Tante, die den Regenbogen immer sehr gemocht hat.“
Der kleine Raum, in dem eine von Hans Rommen aus Kevelaer restaurierte Marienstatue steht, strahlt aus, mit welchem Engagement Edith Gochermann den Bau geplant und bewerkstelligt hat. In allen Details stecken viel Arbeit und Liebe, vom Mauerwerk über die Fensterbänke bis hin zum sorgsam arrangierten Blumenschmuck. Tagsüber steht es Besuchern offen, etwa Radfahrern oder Wanderern, die zwischen Kalkar und Xanten unterwegs sind und eine Rast mit einem Gebet zur Gottesmutter verbinden möchten. Sogar Platz für Opferkerzen hat Edith Gochermann geschaffen. „Ich bin erstaunt, wie viele Menschen jetzt schon hier anhalten und beten“, sagt sie.
Für Weihbischof Lohmann ist die Kapelle „ein wichtiger Wegpunkt und ein Zeichen, das uns daran erinnert, was uns im Leben wirklich etwas bedeutet“. Er sei dankbar für den Bau, sagte er, bevor er das neue Gebäude von außen und innen mit Weihwasserbesprengte. Nach der Weihe der Kapelle feierte Pastor Alois van Doornick mit der Familie Gochermann-Brücker und einigen Helfern dort einen Gottesdienst. Und hatte eigens zur Weihe sogar ein kurzes Gedicht über „Maria am Weg“ verfasst. „Für die Gemeinde“, sagte der Pastor, „ist es ein schönes Zeichen, dass es Menschen gibt, die neue Kapellen bauen und sie öffentlich zugänglich machen, so dass man hier entlang des Weges die Möglichkeit hat, zu beten“.
Christian Breuer (Bistum Münster)
Maria am Weg
Mühlenberg 50, Hof Gochermann-Bücker, Appeldorn
Am Weg, am Hof ein schön Zuhaus‘, die Tür steht auf.
Der Bogen rahmt den ruhigen Raum: Still steht mein Lauf.
Und licht wird’s links und rechts so leicht: Die Fenster hell.
Ich atme ein, geb Atem aus: Werd ruhig schnell.
Du hältst nicht Hof am Hof, Maria, bist schlicht da.
Zeigst uns dein Kind, das segnet deutlich nah, ganz nah.
Stehst auf dem Boden, erdenfest: Ja, ihr seid treu.
Bei euch ich Pause mach‘, tret‘ ein: Wie ich mich freu …
Du gibst, Maria, Raum dem Sohn: Hältst ihn uns hin.
Nimmst Größe ganz und gern zurück: Du reichst uns IHN.
Hier kommt am Ort das Wort zu Wort: Was sagt er mir?
Er hebt die Hand, grüßt, segnet gut: Ja, Gott ist hier!
Sieh, Gott im Kind, im Korn-Kreuz licht: Wie groß ist das!
In Raum und Zeit, für Haus und Hof: Ob ich das fass´?
Der Regenbogen sprengt, rahmt Zeit: Wer hält den Geist?
Du, Gott, willst uns berühren leis: Mein Herz ergreif!
Ein Ort der heil’gen Gegenwart: Hier halt ich ein.
Maria gab bereit dir Raum: Lass mich so sein!
Schenk mir ihr schönes Lied des Danks, leg‘s in den Mund:
Wie schöpferisch, Gott, diese Pause, stille Stund!
Ein Licht hier brennt für Erdendunkel, Schmerz, für Not.
Am Lebensbaum ER ringend rief: Mein Gott, mein Gott!
Geh du die Erdenwege mit: Begleite uns!
Maria, hier im Haus am Weg: Schenk Lebenskunst!
Zeig Liebeskunst! Gib Lobeswort! Wag Wege mit!
Geb Gott den Raum bei uns: Für uns IHN bitt!
In Stress und Streit gib Stütze, wenn’s wird schwer,
Licht, Segen, Geist entspannt hier: ER weist mehr …