20 Jahre Fenster, 200 Jahre Kantorei,

der Orden der Kalkarer Karnevalsgesellschaft (bereits für 2022 produziert von Karl-Heinz Rottmann) rief nach einer Karnevalspredigt …

 

Gedichte                Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

 

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!

Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,

da ist alles dunkel und düster;

Und so sieht's auch der Herr Philister:

Der mag denn wohl verdrießlich sein

und lebenslang verdrießlich bleiben.

 

Kommt aber nur einmal herein,

begrüßt die heilige Kapelle;

da ist's auf einmal farbig helle,

Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,

bedeutend wirkt ein edler Schrein;

dies wird euch Kindern Gottes taugen,

erbaut euch und ergötzt die Augen!

 

„Es werde Licht!“ -  Karnevalspredigt 2023: 7. Sonntag im Jahr: Lev 19, 1-2.17-18; 1 Kor 3, 16-23 und Mt 5, 38-48 (Bergpredigt)

 

Endlich kommen Tage wieder, wo die Menschen singen Lieder,

wo sich Leute wieder sehen und auch auf die Straße gehen,

nicht weil sie da protestieren, da sie hohe Preise spüren,

sondern weil sie Freude bringen, farbig-froh von Herzen singen,

gegen Haus-Muff Luft eintauschen, (und sich hoffentlich nicht berauschen),

Sonne suchen, Lachen locken, machen neu sich auf die Socken,

tragen Freud in Kindergärten, zu Senioren allerwärten,

füllen Säle, stehn auf Stühlen, reizen Muskeln mit Gefühlen,

machen sich mit Narrenkappen gleich all in Kostümen, knappen,

bringen vielen ins Gesicht lockres Lächeln, lustges Licht:

Zeigt der Himmel Dunst und Tränen, nie auf die Idee sie kämen

Ausgelassnes auszulassen, Leute nicht mehr zu bespaßen:

Nach Corona-Oosel satt macht sich alles auf den Patt,

darf und will trotz Krieg und Nöten darin gar nicht sich verspäten,

aufzuhellen vielen Leuten die Gesichter jetzt beizeiten,

beizutragen mit Gedichten, Liedern, Späßen: Jetzt ausrichten

kann man vor der Fastenzeit Menschen auf mehr Menschlichkeit.

 

Schau ich heute in die Bibel, in der Christen beste Fibel,

steht ganz vorn als erster Satz, den Gott sagt, bevor den Spatz

er erschaffen mit Geisthauchen: Was wir jetzt als erstes brauchen:

Ja, „Es werde Licht!“ auf Erden. Nein, ich will keine Beschwerden:

Licht ist, was wir nötig brauchen. Licht für alle, die da krauchen

durch das dunkle Erdgetümmel. Licht in allem Weltgewimmel.

Licht, wo alles wüst und leer, Licht wo vieles hart und schwer,

Licht, wo Menschen traurig gehen, Licht wo Leut sich nicht verstehen,

Licht, wo Gesichter sind verdüstert, Licht, wo Feinde sind verbiestert,

Ja, es werde Licht auf Erden! Keiner andre soll gefährden,

man entzünde Friedenskerzen, man erfreue Kinderherzen,

man durchschaue Machenschaften, die doch so viel Unglück brachten:

Licht ist nötig in der Welt, dass sie glücklich wird bestellt.

 

Gott uns heut sagt: Seid doch heilig, denn ich, Gott bin selbst ja heilig!

Licht will ja von seinem Lichte durch uns der Welt leuchten dichte.

Wer Sein Heil trägt gerne weiter, hellt die Welt auf, macht sie heiter.

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst: Jeder kann üben

sich darin: Gott ist der Herr. Lieben eigentlich ist nicht schwer.

 

Paulus kommt auch drauf zu sprechen, dass wir uns in Hass nicht rächen.

Wisst ihr nicht, dass Gottes Tempel ihr all seid: Mit seinem Stempel

lauft ihr heilig durch das Leben, andren könnt vom Geist ihr geben:

Gott will in euch wohnen, leuchten: Ihr könnt zu ganz überzeugten

Christen lichtvoll fröhlich werden, dass es viele spürn auf Erden.

 

Kalkars Narren Orden schenken jedes Jahr mit Angedenken

an historische Geschehen, dass noch lang wir viel verstehen

und noch lernen aus Geschichte, die in Kalkar zu Gesichte

steht uns gut in der Historie, die nicht immer war mit Glorie:

Manch Gebäude, Jahreszahlen Orden schmücken, und sie strahlen

stark im teuren Bronzeguss. Mit Ideen ist lang nicht Schluss:

Kalkars Tore und Vereine, Häuser große oder kleine

finden sich hier abgegossen aus den Zeiten, die verflossen.

 

Was am ersten Schöpfungstage Gott zuerst ganz ohne Frage

vorenthalten wollte nicht, eben ist: Es werde Licht!

Drum der Orden zeigt zwei Fenster. Fenster helfen, dass nicht finster

bleibt das fromme Christenhaus. Schön ist‘s dort, dass nicht zuhaus

Christen sofa-fest fern bleiben und die Glaubensfreud austreiben:

Kalkar konnt nach zwanzig Jahren zweiundzwanzig Fenster haben

bunt, tiefsinnig, stark, gelungen: Beten lässt‘s sich ungezwungen

fröhlich, farbig, Augen schweifend, positiv‘ Gedanken zeugend.

Licht geht aus vom Kirchenhaus göttlich, freundlich bis zuhaus.

 

Was St. Nicolai auch ist eigen, wollen wir hier nicht verschweigen.

Kirchenmusik bringt zum Leuchten auch den Kirchenraum. Es zeugten

Bucheinträg‘ vor 200 Jahren, dass bereits hier Sänger waren.

Deshalb spricht der Orden frei auch vom Jubiläum der Kantorei.

Vierzig Leute gern hier singen, wöchentlich zur Probe bringen

sie Gesänge, die in Chören sich für uns so stark anhören.

Vielmals hier erklangen schon Stücke eigner Komposition.

 

Licht sie bringen wie die Fenster jedem Herzen: Gottes Glänzen

kommt zur Sprache, stärkt das Leben, will der Liebe Auftrieb geben:

Dass den Herrn wir ehrlich ehren, Liebe keinem dann verwehren,

wenn im Gotteshaus wir dicht spürten reich Musik und Licht.

 

So ist allen Dank zu sagen, die den neuen Orden tragen,

die im Karneval Freude bringen, die erfreuen, spielen, singen:

Ja, es werde Licht den Menschen, dass sie nicht sich nur bekämpfen,

dass sie nicht nur hetzen, kaufen, rastlos in der Welt rumlaufen,

dass sich zeigt neu im Gesicht Gottes Lebensfreude Licht.

Möge auch zur Fastenzeit leuchten stark die Herrlichkeit

unsres Gottes aus den Augen, die zur Liebe rundum taugen.

Möge uns der Chöre Singen stärken und viel dazu bringen,

in der Kirche, auf den Straßen fröhlich Menschen aller Klassen

mit der Liebe zu beschenken. Möge Gott es so uns lenken,

dass wir seine Welt und Sachen täglich etwas besser machen.

Dunkel bleibt es Gott Dank nicht! Er sagt stets: Es werde Licht!

 

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© 2023 Alois van Doornick, notiert am Vorabend des Kalkarer Karnevals

Bild: Entwurf Karl-Heinz Rottmann, Orden der KKG Kalkar 2022/2023