Nikolausbruderschaft on Tour

Getreu dem Motto: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“  führte der jährliche Ausflug der Nikolausbruderschaft Kalkar als Dank der Pfarrei Heilig-Geist für das engagierte ehrenamtliche Wirken zum Weseler Dom. Kapitän Karl Braam und Lieutenant Hildegard Gruben hatten vor Ort die Dinge gut vorbereitet. So erfuhren die Wächter und Kirchenführer/innen der Nicolai-Kirche vom pensionierten Pfarrer der Feldmark noch einiges Neue aus der Beziehung der alten beiden klevischen Hansestädte. Auch im evangelischen Dom in Wesel gibt es ehrenamtliche Gästebetreuer und so wurde die Kalkarer Delegation im „Vesalia hospitalis“ gemäß diesem Motto „gastlich“ empfangen.

Zunächst stand die Einführung in die Geschichte des monumentalen Bauwerks an, das der kundige Kirchenführer später an den fünf Schichten des Kirchengrundrisses erläuterte: Von der ottonischen Kapelle bis zum fünfschiffigen Dom gab es spannende Entwicklungen. Die hochwertige Architektur mündet in die wunderbaren Gewölbestreben der Alischläger- und der Heresbach-Kapelle. Betroffenheit machte sich breit vor den Bildern der  95%-igen Kriegszerstörung Wesels. Einmal mehr gab es damit Unterschiede zwischen Kalkar und Wesel zu betrachten. Die durch die Ausstattungsfülle an Skulpturen, Heiligendarstellungen und Altarstücken verwöhnten Nikolausbrüder betrachteten im weiten, kargen Rund der großartigen Architektur von den wenigen Ausstattungsstücken den marmornen Peregrinusstein, die angeschmolzene Bronzeglocke und den abstrakten „Weseler Altar“ von Ben Willikens von 1996. Der versierte Gästeführer konnte sehr deutlich die Verschiedenheit der Glaubensentwicklung in Kalkar und Wesel herausstellen: Bereits 1540 gab es in Wesel erste lutherische Gottesdienste während in Kalkar erst 1690 eine evangelische Kirche zum Tragen kam. Waren in Kalkar eher katholische Religionsflüchtlinge zu Gast wie der Amsterdamer Bürgermeister, der Amsterdamer Pfarrer oder der Bruder des Petrus Canisius aus Nimwegen, so kamen mit den Hugenotten und Calvinisten aus dem heute belgischen Raum eher reformiert denkende Christen nach Wesel, so dass dort diese Konfession sogar die anfänglich lutherische im Laufe der Zeit überflügelte. Die Weseler Katholiken fanden eine Heimat in den vier Ordenskirchen der Stadt. Nach Erläuterungen zu Willibrord und zur Wiederaufbaugeschichte nach dem Krieg folgte ein zweiter Höhepunkt des Besuchs in Wesel. Die Nikolaus-Bruderschaft bekam die Geschichte der Orgel der Firma Markussen aus Aabenraa/Dänemark aus dem Jahr 2000 vorgestellt.

Kantor Jan Szopinski hatte sich im Vorhinein mit dem evangelischen Kantor Schlei in Verbindung gesetzt, der ihm ohne zu Zögern die Schlüssel zur neuen Orgel mit modernster Setzeranlage überließ zu einer Probe vorher und zu einem Konzert an diesem Nachmittag. So erklang aus den monumentalen Prospektpfeifen, dem Rückpositiv, dem Schwellwerk und den signifikanten spanischen Trompeten u.a. Johann Krügers Toccada in D-Dur, Bachs „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, Rheinbergers Monolog in C-Dur oder Leon Boelmanns intensives „Gebet“ Priere à Notre Dame. Die Kraft und Bandbreite der 56-Register-Chororgel ließ Jan Szopinski in den beiden sehr gegensätzlichen Stücken von Ennio Morricone „Gabriels Oboe“ und von Cesar Franck „Sortie“ aufleuchten. Noch beim gemeinsamen Abendessen in Kalkar waren die Mitglieder der Bruderschaft angetan vom doppelten Kunstgenuss des Tages.

Am 10. Dezember beim Patronatsfest der Bruderschaft wird es wieder zur Begegnung mit der Musik kommen, wenn die Nikolaus-Bruderschaft zusammen in einer Festmesse mit der Kalkarer Kantorei deren 200-jähriges Bestehen feiern wird. Der „Kapitän“ würde an dem Tag gern auch neue Gästeführer oder Kirchenwächter aufnehmen, die auch der Nikolai-Kirche von den Besuchern weiter den Titel „gastfreundlich“ sichern. Interessierte werden von der Bruderschaft ausgebildet und unterstützt. Sie können sich bei Karl Braam oder Hildegard Gruben oder auch bei jedem Mitglied melden. Die Nikolausbruderschaft garantiert die tägliche Öffnungszeit zwischen 14.00 und 17.00 Uhr. Zudem können Kalkar-Besucher an jedem Sonntag nach der 11.00-Uhr-Messe an einer Kirchenführung teilnehmen. Eine spezielle Fensterführung zu dem kürzlich vollendeten Werk Karl-Martin Hartmanns ist an jedem dritten Sonntag im Monat um 14.00 Uhr: Nächster Termin: 20. August.

 

Text und Fotos AvD